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In memoriam Marion Landwehr

In memoriam Marion Landwehr
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2005_10_26 Marion Landwehr
Marion Landwehr

Marion Landwehr wurde dem Leben entrissen. Wohl kurz nach dem 18. Dezember 2012 endete es. Erst jetzt wurden ihre sterblichen Überreste gefunden, nachdem ihr Mann die Tötung gestanden hat. Unfassbar, schrecklich, unvorstellbar – so sind die Reaktionen von allen, die sie gekannt haben. Wir, die wir fast 20 Jahre mit ihr zusammen arbeiten durften, sind geschockt und unendlich traurig.

Marion Landwehr war Mitarbeiterin des CHE von Anfang an. Schon bevor es losging, haben wir gemeinsam den Aufbau geplant. Unser erstes Treffen fand in Dortmund statt, im Zimmer des Rektors. Wir haben beide sofort gespürt, da geht was zusammen. Sie brachte eine unendliche Erfahrung mit durch die Arbeit im Büro von Reinhard Mohn und wollte noch einmal einen neuen Aufbruch wagen, etwas bewegen. Das traf sich gut, denn auch wir, Klaus Neuvians, Burkhard Kölsch und ich, als Mitarbeiter der ersten Stunde im CHE, wollten etwas zu neuem Leben bringen, nämlich das erstarrte Hochschulsystem entfesseln.

Unglaublich schnell lernte sie von uns, die Kultur, Denkweisen und Motivationslagen der Hochschulen und ihrer Angehörigen zu verstehen. Und ich lernte von ihr die Gepflogenheiten der Bertelsmann Stiftung und der Familie Mohn kennen. Ohne sie wäre ich in so manche Verhaltensfalle getappt.

Marion Landwehr war zu einem guten Teil das CHE. Das sagt sich leicht und häufig. Aber sie hat die Kultur tatsächlich entscheidend mitgeprägt. Mit ihrer absoluten Zuverlässigkeit und Null-Fehler-Arbeit war sie Vorbild und Messlatte für alle nachfolgenden Assistentinnen. Aber auch die Referenten und ich, wir unterwarfen uns gerne ihren Ablauf- und Reiseplanungen mit immer größerer Dankbarkeit, enthielten sie doch nicht nur die Ankunfts- und Abfahrtszeiten, sondern gingen in der Detailtreue bis zu Wetterinformationen und Kleidungshinweisen. Genauso betreute sie bis zu ihrem Ausscheiden den Beirat des CHE, unauffällig, zielstrebig, wirkungsvoll und, wenn es notwendig war, auch mitfühlend und herzerwärmend. Die jungen Praktikantinnen und Praktikanten, ob aus Shanghai, New Hampshire oder Gütersloh nahm sie unter ihre Fittiche und wies, wenn erforderlich, zupackend Wege.

Überstunden waren für Marion Landwehr ein Fremdwort. Sie blieb im CHE, bis alles abgearbeitet war. Den Rest nahm sie mit nach Hause. Das war für sie eine Selbstverständlichkeit, denn es ging um die Sache, um den Erfolg der CHE-Arbeit. Das war auch unser starkes verbindendes Element: wir wollten den Erfolg. Ihn zu sichern, war sie hart gegen sich, aber, wenn es sein musste, auch gegenüber Kolleginnen und Kollegen. Und die selbstverständliche Loyalität mir gegenüber beinhaltete auch die klare Ansage von abweichenden Meinungen oder Vorschlägen.

Derjenige, der ihr das Leben nahm, erzählt immer wieder – im wahrsten Sinne des Wortes – unglaubliche Geschichten. Die letzte: Marion Landwehr hätte ihn um die Tötung gebeten, weil sie ihre Krankheit nicht mehr ertragen könne. Ich persönlich kann das nach dem Auslöschen des Lebens nur als zusätzlichen Rufmord empfinden. Denn Marion Landwehr war eine Frau, die so lange ich sie kannte, Krankheiten und Versehrtheiten hinten an stellte. Mit einem unbändigen Lebenswillen, einer nie versiegenden Fröhlichkeit und Lebenszugewandheit überstand sie auch schlimme Krankheitskrisen und erschien stets wieder früher am Arbeitsplatz, als es der Arzt geraten hatte – oder sie erledigte die Arbeit eben von zu Hause aus.

Mittlerweile erreichen mich eine Vielzahl von Zuschriften und E-Mails. In allen wird der Schock über das Geschehen zum Ausdruck gebracht, aber auch, dass sie ein ganz besonderer Mensch war. Sie musste viel zu früh gehen, aber in unserer Erinnerung wird sie weiter präsent bleiben.

Heute wird sie in Gütersloh beigesetzt.

Detlef Müller-Böling

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