Detlef Müller-Böling der Scientific Entrepreneur

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Prof. Dr. Dr. h.c. Norbert SzyperskiNorbert Szyperski

Als hätte er über sich selbst sprechen wollen, hat Detlef Müller-Böling einmal formuliert: Der Unternehmer schafft Chaos, der Manager schafft Ordnung! Nun will ich ihm seine Qualitäten als Manager nicht absprechen, aber seiner Persönlichkeit wird die Rolle des Unternehmers am besten gerecht. Sein bisheriges Leben ist schlicht weg eine unternehmerische Leistung, voller visionärer Kreativität, beachtlicher Durchsetzungskraft mit einem stets langen Atem und einer äußerst erfolgsorientierten Verbindlichkeit. Und das in einem schwach strukturierten, fast möchte man meinen amorphen Umfeld, Akademia genannt.

Sicher konnte er sich auch als ein auf einen thematischen und methodischen Rahmen spezialisierten Wissenschaftler beweisen (seine wissenschaftlichen Auszeichnungen zeugen davon), der wie ein dedizierter Künstler erfolgreich seinem persönlich empfundenen Auftrag entsprechend gestalterisch wirkt und damit sein unverwechselbares Profil erarbeitet. Aber schon seine frühe Institutsgründung und seine Reformvorhaben als Rektor der Universität Dortmund weisen auf einen anderen Müller-Böling hin – und zwar auf den Scientific Entrepreneur in ihm, der Strukturen schafft, Strategien entwirft und durchsetzt, um so dazu beizutragen, dass die „künstlerischen Typen“ der Wissenschaft einen geeigneten Rahmen für ihre erfolgreiche Tätigkeit in Forschung und Lehre finden können. Die Instituts- und Fachbereichsgründer, ja die Hochschulgründer und die Intendanten der Wissenschaftsbetriebe – sie alle sind für die Entfaltung und Qualität der jeweiligen akademischen Welten von ausschlaggebender Bedeutung.

Und wenn sich dann noch einer, der dieses notwendigen Handwerk versteht, aufmacht, um auf die gesamte nationale Hochschulwelt einzuwirken, dann kann man schon fragen: Hallo, alles in Ordnung? Aber so ging und geht es vielen bahnbrechenden Unternehmern. Und warum nicht auch denen im wissenschaftlichen Bereich? Und warum muss und kann nicht – wie so oft bei beachtlichen Innovationen – einer oder eine kleine Gruppe diese Rolle übernehmen? Nun hat Detlef Müller-Böling aber gar keine neue revolutionäre Hochschulgründung durchgesetzt oder einen viel beachteten Modellversuch konzipiert und realisiert. Nein, er hat sich gleich mit der gesamten nationalen akademischen Welt angelegt. Nicht weiter Hochschulrektor bleiben, sondern das Ergreifen der Gründungschance für das CHE, von Herrn Mohn und der Bertelsmann-Stiftung erdacht und dargeboten, war sein Weg! Na, halo again!

Nun fielen die durchgreifenden Überlegungen zur besseren Transparenz der Hochschulwelt in Deutschland und die Entfesselung ihrer Institutionen nicht auf Wüstensand. Die Zeit schien reif, die Betroffenen und die Aktiven wussten um die notwendigen Änderungen, Anpassungen, Vorstöße. Sie hielten sich aber meist aus vielen verschiednen Gründen zurück, bedeckt wie es so schön heißt. Vielleicht hilft uns hier zum Ausdeuten die Chaos-Theorie, die uns belehrt, dass oftmals sehr kleine Ereignisse große, ja erdrutschartige Wirkungen auslösen können. Die Aktivitäten vom CHE unter Müller-Bölings Führung waren in den letzten eineinhalb Jahrzehnten möglicher Weise solche auslösenden Faktoren. Wenn man heute verfolgen kann, wie sich selbst eher konservativ zurückhaltende Fachbereiche und Fakultäten um eine bessere Positionierung in den betreffenden Ratings bemühen und wie sich ein Land wie NRW zu einem „Freiheitsgesetz für Hochschulen“ bekennt und die betroffenen Hochschulen sich in dem neuen Freiraum – manchmal noch etwas unbeholfen – einrichten, dann fragt man sich doch berechtigter Weise, nicht ohne Verwunderung wenn man die letzten fünfzig Jahre Hochschulentwicklung aktiv miterlebt hat, wo kam das alles her, wie ist es so plötzlich passiert? Der Scientific Entrepreneur schafft die Voraussetzungen, mit klugen Managern kann er dann die Aktivitäten auf den neuen Feldern zu einem nachhaltigen Erfolg führen. So wird es mit dem „Centrum für Hochschulentwicklung“ erfolgreich weitergehen, unter neuer Führung.

Jede Phase in Leben einer Organisation findet im Idealfall die dafür geschaffene Führungs-Persönlichkeit. In Detlef Müller-Böling fang das CHE den Gründer und Durchsetzer einer neuen Beratungs- und Beurteilungskultur für unsere Hochschulen auf allen Ebenen und in allen wissenschaftlichen Sektoren. Es konnten nur Informationen, Hinweise, Empfehlungen, Anstöße gegeben werden.
Diese waren aber begründet und professionell. Sie haben ihre Wirkungen im nationalen Zuschnitt offensichtlich nicht verfehlt. Dafür sei dem Scientific Entrepreneur Detlef Müller-Böling herzlich Dank gesagt. Ich denke dies darf ich auch ungefragt im Namen all jener Persönlichkeiten aussprechen, die unser anhängendes Memorandum zum Thema „Scientific Entrepreneurship – Was sollen Wissenschaftler noch alles richten?“ mit unterzeichnet haben

Wie ich ihn kenne, wird er sich wieder ein spannendes Aufgabenfeld auswählen und seine beachtlichen Talente einbringen. Als begeisterte Rennsegler haben wir es von klein auf gelernt, auf unterschiedlichen Revieren zu agieren und spannende Regatten zu gewinnen. Wir wissen mit Sturm und Flaute umzugehen, brauchen schon mal Kühnheit, vor allem aber auch kraftvolle Gelassenheit. Rennsegeln ist eine herrliche Unternehmerschule!

Norbert Szyperski

Lesen Sie auch: „Scientific Entrepreneurship“ – Was sollen Wissenschaftler noch alles richten? – MEMORANDUM zur 18. Sylter-Runde (PDF)

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