Norbert Szyperski ist am 17. Mai 2016 verstorben. Seinen 85. Geburtstag am 27. September, den er mit uns am 1. Oktober groß in seiner Geburtsstadt Berlin feiern wollte, erlebt er nun nicht mehr.
Wir kannten uns lange, praktisch mein ganzes Leben. Ich muss drei Jahre alt gewesen sein, als wir uns das erste Mal begegneten – beim Segler-Club Gothia in Berlin-Spandau, wo er eine 15er Rennjolle segelte und meine Eltern mit meiner Schwester und mir einen 20iger Jollenkreuzer. Später trafen wir uns an der Kölner Uni wieder, er als Dozent, ich als Student und von da an erfuhr ich, was unaufdringliche Förderung und Lenkung bedeutet. Er machte mich zu seinem Doktoranden, zum Assistenten und begleitete mich auf dem Weg zum Hochschullehrer. Er war neben Christine mein einziger Ratgeber bei der Frage, ob ich zum Rektor kandidieren oder das CHE aufbauen sollte. Ich war Untergebener und Kollege, später Freund, doch in seinem Verhalten blieb er stets gleich. Immer war er der menschlich zugewandte Zuhörer, der mit wenigen Worten den Kern der Sache erfasste, unbekannte Perspektiven eröffnete und damit die wertvollsten Denkanstöße gab.
Ich habe seinen Führungsstil des öfteren als „Management by Vision“ bezeichnet. Den Mitarbeitern nicht vorschreiben, was sie zu tun haben, sondern eine Vision entwickeln und dann die Leute laufen lassen, an der Umsetzung der Vision zu wirken. Und an Visionen war er reich. Ob es die Entwicklung der Wirtschaftsinformatik als Disziplin war, der Aufbau einer Unternehmensgründungslehre und -forschung, die Internationalisierung der Gesellschaft für Mathematik und Datenverarbeitung, die Übernahme des D2-Netzes durch Mannesmann-Kienzle und und und.
Und ich konnte ihm zumindest ansatzweise etwas zurückgeben, als ich die Festrede zu seinem 60. Geburtstag halten oder ihn als Betriebswirt in der Zeitschrift für betriebswirtschaftliche Forschung zum 65. Geburtstag würdigen durfte. Darüber hinaus kann ich sicher sein, dass Norbert mein Lebensweg als „Scientific Entrepreneur“, zu dem er die Voraussetzungen gelegt hat, auch ein wenig mit Genugtuung erfüllte. „Und wenn sich dann noch einer, … aufmacht, um auf die gesamte nationale Hochschulwelt einzuwirken, dann kann man schon fragen: Hallo, alles in Ordnung?“ so schrieb er in der digitalen Festschrift zu meinem 60. Geburtstag mit einigem Stolz.
Norbert Szyperskis Tod reißt eine große Lücke. Ich werde ihn als väterlichen Freund sehr vermissen. Meine Gedanken sind bei seiner Frau Ilya und seinen Kindern.
Abschließend noch ein Beitrag, in dem Norbert zwar über mich spricht, aber viel auch über sich selbst aussagt.
Würdigungen von Norbert Szyperski finden sich durch
die GI Gesellschaft für Informatik auf der Webseite
den Förderkreis Gründungsforschung e.V
das Journal Business & Information Systems Engineering
die Zeitschrift Wirtschaftsinformatik & Management