Sie war ausgewiesene Wissenschaftlerin, Vorsitzende des Wissenschaftsrats, Rektorin der Universität Jena, Bundespräsidentenkandidatin, Ministerin für Wissenschaft und Parlamentspräsidentin im Land Thüringen. Sie war aber auch ein warmherziger, sehr zugewandter Mensch mit großer Bereitschaft zum Lachen. Im Berufsleben trifft man Menschen, die man achtet, deren Ansichten man teilt, die eigene Ideen aufgreifen und unterstützen oder dies alles auch nicht, aber seltener jemanden, mit dem man sich emotional versteht und verbunden fühlt.
Eine solche seltene Beziehung hatte ich mit Dagmar Schipanski. Wir kannten uns aus der Hochschulrektorenkonferenz. Richtig näher kamen wir uns auf einer von mir organisierten Reise mit deutschen Hochschulleitern nach Stanford und Berkeley. Es wurde deutlich: „Uns verbindet die Leidenschaft für den Mikrokosmos Universität, das Zentrum des deutschen Wissenschaftssystems und einzigen Ort, wo Interdisziplinarität voll praktiziert werden kann.“ , wie sie in ihrem Beitrag zu meiner Festschrift aus Anlass meines CHE-Abschieds schrieb. Das bedeutet nicht, dass wir in allem einer Meinung waren, was die notwendigen Veränderungen des Hochschulsystem anbetraf. Dazu hatten wir grundlegend unterschiedliche Erfahrungen als Wissenschaftler und Hochschulmanager gemacht- sie in der DDR, ich in der Bundesrepublik -, wie sie es eindrucksvoll auch in dem genannten Beitrag beschreibt.
In spannenden Gesprächen miteinander lernten wir unsere jeweiligen Erfahrungen kennen und die daraus resultierenden Handlungen verstehen. Dagmar Schipanski hat damit einen wesentlichen Beitrag zu meinen persönlichen Einsichten und zu den Positionen des CHE geleistet.
Sie starb in dieser Woche mit 79 Jahren.