Die Corona-Pandemie hat den desaströsen Zustand der Schulen in Hinsicht auf digitalen Unterricht schonungslos offengelegt. Erhebliche Mittel wurden bereit gestellt, um dies zu ändern. In die Schulen ist dieses Geld aber bisher nur vereinzelt angekommen:
- Lehrerinnen und Lehrer haben immer noch nicht die versprochenen Laptops.
- Schülerinnen und Schüler warten weiterhin auf öffentlich finanzierte iPads.
- Digitalisierte Lehrprogramme sind auf den Goodwill einzelner Lehrerinnen und Lehrer oder auf YouTube angewiesen.
- Netzkapazitäten in den Schulen oder bei den Schülern zuhause sind unzureichend.
Die Gründe hierfür sind vielschichtig und systembedingt und von daher nicht leicht überwindbar:
- Die Schulen habe so gut wie keine eigenen Entscheidungsbefugnisse. Im Zweifel werden sie durch Mitsprache von Lehrerkollegien, Schulkonferenzen, Elterneinsprüchen zusätzlich neutralisiert.
- Bund, Länder, Kommunen und Schulträger ringen um Einfluss mit unterschiedlichen Interessen, wobei die Interessen und Bedürfnisse der Schülerinnen und Schüler sehr unzureichend zum Tragen kommen.
- Rechtliche Fragen zum Datenschutz oder Urheberrecht spielen eine (zu) große Rolle, auch hier im Dickicht von Elternängsten und schulischer, kommunaler oder landesbezogener Risikominimierung.
Auf diese Weise ist eine Situation entstanden, wo sich letztlich zu wenig bewegt. Einzelinitiativen von Eltern oder Soft- oder Hardwarespezialisten etwa zur Installation von Schulplattformen, Stiftung von Rechnern o.ä. werden von der Allianz der Bedenkenträger aus verschiedensten Richtungen abgeblockt. Wir selbst haben über die Bildungsengel gleich zu Anfang des ersten Lockdowns mehreren Schulen unbürokratische Hilfe bei der Beschaffung von Rechnern für Schülerinnen und Schüler inklusive häuslichen WLANs angeboten. Allerdings nur herzlichen Dank, aber keine konkrete Anfrage erhalten.
Erst im März dieses Jahres erhielten wir Kontakt zu einer Schule in Erfurt. Bei den ersten Gesprächen stellte sich heraus, dass dort ein entscheidender Engpass in fehlenden Kabeln zum Internet bestand. Wir prüften Alternativen und wurden fündig: Ein mobiles WLAN über das Mobilfunknetz könnte die Lösung sein. Kurzfristig wurde über den Förderverein der Schule ein mobiler Router beschafft und ein Mobilfunkvertrag abgeschlossen. Damit sind jetzt vier Schulklassen ans WWW angeschlossen. Mit 5G-Geschwindigkeit und ohne Datenvolumenbeschränkung kostet das Ganze knapp 1.100 Euro im Jahr.
So geht unbürokratische und kostengünstige Digitalisierung von Schulen.
Unser Bildungssystem ist zu schwerfällig geworden. Man sollte der Basis – das heißt den Schulen – mehr Entscheidungen zutrauen!
Liebe Frau Platz-Waury,
Sie haben vollkommen recht. Bei den Hochschulen hat das auch geklappt!!
Mit herzlichen Grüßen
Ihr Detlef Müller-Böling