Und nach der Nevellüüchtregatta ging es am Montag, 1.10., unmittelbar zum zweiten Saisonausklang – gleichzeitig dem Saisonhöhepunkt – nach Berlin zum Potsdamer Yacht Club aus Anlass der Internationalen Deutschen Meisterschaft 2018. Die Regatta hatte einen Melderekord von 48 Teilnehmern aus sieben Ländern. Wenn auch letztlich „nur“ 43 Seglerinnen und Segler antragen – von Bronchitis bis Schulterbruch waren alle verständlichen Gründe dabei – so war diese Zahl immer noch sensationell. Die Arbeit des Vorstandes der 2.4mR Klassenvereinigung zahlte sich ebenso aus wie der Standort Berlin.
Beim PYC eingetroffen wurden wir gleich von Sven Banse begrüßt mit den Worten: „Wenn Ihr ein Problem habt, wendet Euch an mich. Ich löse es!“ Und das sollte sich nicht als leeres Versprechen erweisen. Was für ein Hafenmeister, der Probleme nicht schafft, sondern wegschafft!
Dienstag und Mittwoch war es kalt regnerisch und stürmisch. Zeit also zum Erholen im schönen Hotelzimmer am Griebnitzsee. Das war notwendig!
Doch dann kam noch einmal der Goldene Oktober mit Temperaturen über 20 Grad und am Freitag und Samstag moderaten Winden aus Süd bis Südwest mit maximal 3 Bf. Der Wannsee war bei diesen Windverhältnissen tricky und hielt gleich in der ersten Wettfahrt eine Überraschung bereit: Während fast alle Favoriten links starteten, zog eine Gruppe gleich nach dem Start nach rechts, hievte sich unter Land hoch und erreichte das Luvfass mit gutem Vorsprung. Besonders glücklich segelte Stefan Kaste, der fast eine halbe Bahnlänge vor dem Rest rundete und diesen Abstand bis ins Ziel rettete. Leider gelang ihm das in den nachfolgenden Wettfahrten nicht mehr so gut, so dass er insgesamt im Mittelfeld landete. Eberhard Bieberitz begann seine beeindruckende Serie mit einem 2. Platz und segelte die nachfolgenden Rennen 2 bis 7 unglaublich konstant immer unter den ersten fünf – lediglich in der letzten Wettfahrt erlaubte er sich mit einem 15. seinen Streicher. Das ergab mit nur 2 Punkten Rückstand auf den Sieger (!) die Bronzemedaille. Denn unglaublich eng ging es da vorne zu: Lange führte Megan Pescoe aus Großbritannien das Feld an, wurde aber trotz 3 Tagessiegen „nur“ Silbermedaillengewinnerin, mit einem Punkt Rückstand auf Heiko Kröger, dem Deutschen-Meister-Seriensieger.
Ich selbst war nach drei Wettfahrten am ersten Tag 6., nach sechs Wettfahrten am zweiten Tag 7. und nach zwei weiteren Wettfahrten am Sonntag 9. in der Gesamtwertung. Sonntag hatte der Wind auf Nord gedreht, es wehte mit bis zu 5 Windstärken und angesichts der Kabbelwelle auf dem Wannsee war es fast mehr Unterwassersegeln als über Wasser. Die automatische elektrische Pumpe war im Dauereinsatz und ich kämpfte nicht nur mit den Gegnern, sondern auch mit mir selbst. Mit einem 13. und einem 11. Platz an diesem Tag schlug ich mich gut hinter der Spitzengruppe und ließ etliche „gestandene“ Kontrahenten hinter mir. Seglerisch war dies ein mehr als gelungener Saisonabschluss, der mich beruhigt in die Winterpause gehen lässt.
Fazit:
- seglerisch klappt es noch bei mir – auch bei harten Windverhältnissen
- der Potsdamer Yacht Club hat mit exzellentem Wettfahrtleiter, Getränken und Essen unmittelbar nach jeder Wettfahrt, Regattaessen am Samstagabend, Preisen für das erste Drittel und in jeder Hinsicht freundlichem und hilfsbereitem Personal eine tolle Meisterschaftsorganisation hingelegt
- bei den Stegplätzen gab es – nicht zuletzt wegen der großen Teilnehmerzahl – Engpässe, die Stegsituation war für die Behinderten und ihre Helferinnen und Helfer außerordentlich schwierig, beispielsweise, weil nicht zwei Rollstühle auf dem Steg aneinander vorbei kamen
- Christine war daher unentbehrlich, wenn es darum ging, den Rollstuhl wieder an Land zu bringen, die Segel unmittelbar vom Steg zu tragen und, und, und …
- Tiefer Dank daher an alle, die mir und anderen nicht Gehfähigen die Teilnahme an dieser Meisterschaft möglich gemacht haben!
- Und Dank auch für die fantastischen Bilder an Sören Hese