50 Jahre ist es her, dass diese gesetzten Herren Abitur machten. Altsprachlich-humanistisch lautete die Bezeichnung für das altehrwürdige Kaiser-Karls-Gymnasium (KKG) in Aachen. Mädchen waren an dieser Schule natürlich nicht zugelassen und der Fremdsprachenunterricht begann in der Sexta mit Latein und setzte sich in der Untertertia mit Griechisch fort, beides bis zur Oberprima, bis zum Abschluss der „Reife“, die uns bescheinigt wurde.
50 Jahre später sieht die Situation am KKG grundlegend anders aus. Griechisch gibt es gar nicht mehr und Latein wird nur von einem geringen Teil der Schüler gewählt. Dafür hat Englisch auch in dieser Schule seinen Siegeszug angetreten, zusammen mit den Naturwissenschaften – wie „Zeus“ Bertram erläuterte „wegen der Nähe zur RWTH Aachen“. Gerade im Zusammenhang mit Physik und Chemie gibt es nunmehr sogar englischsprachigen Unterricht. Und wenn weiterhin gilt, dass nicht für die Schule, sondern für´s Leben gelernt wird, dann drängt sich nach 70jähriger Lebenserfahrung doch irgendwie die Frage auf, ob englischsprachiger Unterricht vielleicht doch eine bessere Vorbereitung, als die abstrakte, strukturierende Kraft des Denkens in den alten Sprachen ist.
Stark verändert hat sich auch das Musik- und Theaterleben an der Schule ebenso wie die Einbindung in soziale, wirtschaftliche oder sportliche Projekte. Da spürt man, die Schule ist viel mehr in der aktuellen Welt verankert, denn in den vielleicht wertvollen Werten der fernen Antike.
Aber nicht nur die Unterrichtsinhalte verändern sich, auch die Schülerstruktur. Pennäler mit Migrationshintergrund und aus einkommensschwachen Familien lernen heute neben denen aus dem damals vorherrschenden Großbürgertum. Diese Vielfalt erschließt Intelligentia aus der gesamten Gesellschaft, stellt aber natürlich die Lehrkräfte auch vor erhebliche neue Herausforderungen. Und das nicht nur, wenn ein Schüler kein Geld für eine gemeinsame Freizeit aufbringen kann. Eine gute Gelegenheit allerdings für die Bildungsengel zu helfen.
Mancher auch der damaligen Mitschüler wendet sich hier mit Grausen ab und beklagt den Niedergang der Kultur des Abendlandes. Aber:
Παντα ρει – Alles fließt – und das ist gut so!