Der September sollte voll gefüllt sein mit Regattasegelei in halb Europa. Zuerst ging es nach Flensburg. Doch da war zwei Tage lang kein Wind. Also die Rückfahrt von 650 km wieder angetreten nur mit Spesen. Dann war die Internationale Niederländische Meisterschaft in Giesbeek angesagt. Es sollte ein Fest mit dem Boot werden, das ich von Megan Pescoe gekauft hatte. Das Boot kam 20 Stunden vor dem 1. Start an. Der Zusammenbau bei strömendem Regen war eine echte Herausforderung und dann wehte es mit 5 Bf. Natürlich klappte (fast) nichts. Das Großfallschloss öffnete sich ständig – natürlich in den ungünstigsten Momenten, z.B. 30 Sekunden vor dem Start – und dann riss der Mastcontroller. Vier Wettfahrten stand ich durch, am nächsten Morgen war wieder basteln angesagt. Aber das Ergebnis mochte das Schiff nicht: Die Befestigungen von Mastcontroller und Fock-Barberhauler rissen unter Deck aus. Und so hieß es wieder Rückfahrt – diesmal von lediglich 230 km angetreten – nur mit Spesen.
So waren denn die Erwartungen an die Internationale Deutsche Meisterschaft für die Behinderten nicht mehr sehr groß. Immerhin ging es um eine Hinfahrt von 720 km bis Prien am Chiemsee. Aber es kamen nicht nur Spesen zusammen. Die ersten beiden Tage sah es allerdings ganz danach aus. Nach langem Warten wurde am Freitag tatsächlich eine Wettfahrt angeschossen. Die Startkreuz war ok mit einigermaßen Wind. Alexander aus Tschechien rundete als erster der 25 Gestarteten, ich als zweiter. Doch dann ging es bergab mit dem Wind. Als wir an der Leetonne ankamen, schoss Kai Schreiber als tadelloser Wettfahrtleiter das Rennen ab.
Am Samstag dann wieder Warten bei schönem Sonnenschein mit Blick auf die Alpen! Erst am späteren Nachmittag baute sich der Wind unter Herrenchiemsee auf und los ging es wieder. Ich hatte das Pech, dass die vor uns gestarteten Sonars so langsam waren, dass ich in ihre Abdeckung kam. Christian zog daher vorbei. Wir blieben in dieser Reihenfolge bis ins Ziel. Dann gleich noch ein Start. Diesmal war ich freier, rundete als erster die Luvtonne – dann ging der Wind wieder langsam aber sicher weg. Kai rettete die Situation mit einer Bahnverkürzung am Leefass, so dass ich vor Matti ins Ziel kam. Dann Ende und bayerischer Abend.
Am Sonntag segelten wir nordwärts in die links neben dem SCPC liegende Bucht mit – vorsichtig ausgedrückt – sehr wechselnden Winden. Einmal überholten mich vor Wind 10 Schiffe. Ich schaffte noch den 4. Platz, während Christian erneut Erster wurde. Mein Gesamtvorsprung verringerte sich auf 3 Punkte. Anschließend waren wir ewig auf dem Wasser. Mal sollte es nach Osten, mal nach Süden, dann nach Westen gehen. Jedesmal brach aber der Wind bereits wieder vor dem Start zusammen. Dann baute sich noch einmal eine nordöstliche Strömung auf und wir durften es erneut versuchen. Auch dieser Start gelang – weil ich nicht wusste, woher der Wind wehte, startete ich in der Mitte und konnte mich dann nach recht verholen, als es dort besser lief. Gernot aus Österreich war ganz rechts und schaffte letztlich einen Start-Ziel-Sieg. Ich hielt mich wacker auf der 2./3. Position und hätte Gernot im Ziel fast noch überholt. Christian wurde unglücklicher Neunter. Damit holte ich den Gesamtsieg für eine unglaubliche Anzahl von Wertungen, die der Veranstalter bereit hielt:
- Internationale Deutsche Meisterschaft des DBS (Deutscher Behindertensportverband)
- Bayerische Meisterschaft des BSV (Bayerischer Seglerverband)
- Bayerische Meisterschaft des BVS (Behinderten- und Rehabilitations-Sportverband Bayern)
- 10. PrienCityCup.
Viel Silber für wenig Segeln, aber so sind die Bayern eben …
Den PrienCityCup habe ich übrigens zum 5. Mal gewonnen, die Behindertenwertung zum 6. Mal. Der See dort liegt mir. 🙂
Die Rückfahrt hatte hinreichend Gesprächsstoff mit Christine, diesmal nicht nur über Spesen.
Und hier die Ergebnisse im Detail.
Christian hat die Regatta auf 2punkt4.de geschildert.
Darüber hinaus gibt es einen Bericht in der Segler-Zeitung und dem Oberbayerischen Volksblatt.