Es war der 6. Ederseecup und ich war alle sechs Mal dabei. Vier mal habe ich gewonnen, im letzten Jahr habe ich geschwächelt und bin „nur“ Vierter geworden. Diesmal hatte ich Reiner zum Coaching mit dabei. Da sollte es wieder besser gehen.
Es fing aber mit Warten an. Am Freitag regnete und goss es wie aus Kübeln – und dabei war kein Wind. Wir warteten von 10.00 bis 15.00 Uhr, dann durfte ich den Trockenanzug wieder ausziehen.
Am nächsten Tag schien dann überwiegend die Sonne und es ging hervorragend für mich los. Jeweils drei Runden up and down. Bereits in der zweiten Runde konnte ich mich an die Spitze setzen, weil ich die Gruppe um Ulli Libor vor Wind links überholte und diesen Platz nicht mehr abgab. In der zweiten Wettfahrt wieder glücklich: Ulli bekam nach der Rundung des Leefasses seinen Ausbaumer nicht rein und Michael Jakobs und ich, die direkt hinter ihm lagen, fuhren vorbei, so dass ich erneut gewann. Ein guter Auftakt. Auch nach der dritten Wettfahrt sah es noch gut aus. Ulli gewann, ich wurde Vierter und nun waren wir punktgleich.
Doch dann kam die vierte Wettfahrt. Zwischenzeitlich war eine Regenfront durchgezogen und bereits auf der Startkreuz ging der Wind völlig weg. Am Luvfass angekommen, setzte er aus der entgegengesetzten Richtung wieder ganz leicht ein, so dass eine zweite Kreuz entstand. Spätestens hier wäre ein Abbruch fällig gewesen, zumal klar war, dass bald wieder die Windverhältnisse von vor der Regenfront herrschen würden. Aber Wettfahrtleiter Volker Happich ließ weiterlaufen, verkürzte die Wettfahrt auf eine Runde und zeitete mich als … Letzten!
Dann wurde Mittagspause gemacht und ich hatte Zeit, mich ab zu regen.
Anschließend wurden noch zwei Wettfahrten gesegelt, die Ulli jeweils auf der letzten Vorwindstrecke gewann, während ich mir noch einen vierten und einen zweiten ersegelte.
Am nächsten Tag war dann herrlicher Sonnenschein ohne jeden Wind, so dass das Ergebnis des Vortages das Endergebnis des 6. EderseeCups war: Ulli gewinnt überlegen mit 6 Punkten, ich werde zweiter mit 12 Punkten, danach folgte Jörg Feder mit 22 Punkten. Insgesamt ein mehr als zufriedenstellendes Ergebnis.
Der hessische Behindertensportverband ließ es sich nicht nehmen, eine Sonderwertung für die behinderten Segler zu machen, die ich gewann. Aber wie schon bei früheren Gelegenheit gesagt: Eine Sonderwertung ist für mich völlig abwegig, bei einem Sport, der insofern ohnegleichen inklusiv ist, als beim 2.4mR nur die Segelfähigkeiten zählen und es nicht darauf ankommt, ob man Frau oder Mann, dick oder dünn, körperbehindert ist oder nicht. Ich würde mir inständig wünschen, dass die Funktionäre ihre Daseinsberechtigung nicht dadurch untermauern müssen, dass sie Preise in einer wirklich inklusiven Sportart für Behinderte stiften. Vielleicht meinen sie es gut, aber Inklusion bedeutet gerade gleichberechtigtes miteinander Leben. Und das findet sich kaum irgendwo besser als beim 2.4mR-Segeln. So bin ich denn mehr stolz darauf, Zweiter hinter Ulli zu sein, als Erster vor anderen Behinderten. Eine Sonderwertung ist daher aus meiner Sicht völlig überflüssig. Wenn man im 2.4er sitzt, kommt es nur darauf an, Segeln zu können. Was man ansonsten hat oder ist oder sein will, ist wirklich egal.