Es war im Jahre 1996, als wir unsere ersten intensiveren Arbeitskontakte hatten. Ich wollte etwa 20 deutsche Rektoren und Kanzler nach Berkeley und Stanford in Kalifornien bringen, um mit ihnen gemeinsam das dortige Hochschulsystem näher kennen zu lernen. Hans Weiler war als Rektor der Viadrina und als Professor der Universität Stanford unter den Eingeladenen, die sich zu mehreren Vorbereitungstreffen zusammen fanden. Und er begegnete dem Vorhaben mit – Zurückhaltung. Zu Recht spürte er damals die mangelnden Kenntnisse und Erfahrungen über die amerikanischen Hochschulverhältnisse von mir als Organisator und fürchtete Frustration und Desillusionierung bei Deutschen wie Amerikanern. Doch der „fröhliche Reformer„, wie Hans mich später nannte, liess sich nicht beirren und die Exkursion wurde ein Erfolg. Das Ziel, deutschen Hochschulmanagern (dieser Begriff war natürlich damals noch tabu) zu zeigen, dass man Hochschulen auch anders betreiben konnte, als seit Jahrzehnten in Deutschland (ein)geübt, wurde erreicht und überzeugte auch Weiler. Im Folgenden entwickelte sich eine sehr intensive Arbeitsbeziehung.
Auf vielen CHE-Veranstaltungen trug er seine von tiefem analytischen und praktischen Verständnis geprägte Sicht zum deutschen Hochschulsystem vor und wies die Auswege aus dem Stillstandsdilemma, in das Politik und Professoren die Hochschullandschaft gebracht hatten.
Er war ein unentbehrlicher Mitstreiter in der Sache und für mich persönlich im Laufe der Zeit ein offener Ratgeber und aufrichtiger Freund.
Gestern vollendete er sein 80. Lebensjahr und feierte das standesgemäß mit Familie, Schulfreunden, Kollegen der Viadrina und vielen Weggefährten und Freunden mit aufrichtigen Lobreden und Dankesbezeugungen unter anderem von Manfred Prenzel und Kurt Biedenkopf in der Hertie School of Governance in Berlin.
Und es wurde auch gelacht, eine Haltung, die wir gern und ausgiebig bei unseren Treffen praktizierten, auch im Viererkreis mit Ehefrauen!
Hans Weiler hat auf diesen Seiten auch zu meinem Abschied vom CHE im Jahre 2008 geschrieben. Dort wird u.a. auch meine Rede „Hans im Glück“ auf ihn zum 70. Geburtstag zitiert. Dem ist nichts hinzu zu fügen.
Nachdem er in Stanford mit dem Amt des „Academic Secretary to the University“ noch einmal eine neue verantwortungsvolle Aufgabe übernommen hat, wird sein Wirken in Europa zwangsläufig reduziert.
Dir und Deiner Frau, lieber Hans: Gesundheit, geistige Frische und weiterhin die Kraft, etwas zu bewegen!